7. Die Eidgenossen kommen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Als die Eidgenossenschaft gegründet wurde, gehörte Müllheim zum Einflussgebiet der Habsburger.
  • An den ersten eidgenössischen Schlachten waren auch Ritter von Langenhart, Klingenberg und Wellenberg auf der Seite der Habsburger beteiligt.
  • Im Jahre 1445 brannten die Eidgenossen während eines Kriegszugs Müllheim und andere Dörfer in der Umgebung nieder.
  • Um 1460 kam der Thurgau, und damit auch unser Dorf, unter die Herrschaft der 7 eidgenössischen Orte.

Erste Berichte von den Eidgenossen

Im Juli 1386 wurde das glänzende Heer des Herzogs Leopold von den zahlenmässig unterlegenen Kriegshaufen der Waldstätten besiegt. Der Hochadel der Bodenseegegend erlitt fürchterliche Verluste. Gewiss wurde man auch in Müllheim auf die Sache aufmerksam.

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Schlacht bei Näfels, Spiezer Chronik

1388 kam es zur Schlacht bei Näfels, mit schlimmeren Folgen für unseren Adel als zwei Jahre zuvor. Der Schreiber der Klingenberger Chronik klagt noch 60 Jahre nach der Niederlage darüber: „Das sind die edlen und namhaftigesten, die ze Glaris umb koment: Herr Hanns von Klingenberg, ritter, Hanns Sunthusser, des von Klingenbergs diener, … , Hanns von Langenhart, … , Hans von Welberg, Beringer von Lommis, … Von Frowenveld kamen umb 40, bi dem wasser an der Lint.“

 

Es traf diesmal auch die engste Nachbarschaft Müllheims, und darüber dürfte man im Dorf wohl gesprochen haben.

Erste Begegnung mit den Eidgenossen

Erstmals in engen Kontakt kamen die Müllheimer mit den Eidgenossen, als das Dorf im Jahre 1445 von den Haudegen aus der Innerschweiz angezündet wurde.

Die Eidgenossen hatten nach dem Tode des Fürsten von Toggenburg, der ohne Erbregelung verstorben war, kurzerhand die Stadt Wil besetzt. Damit waren sie den (eigentlich auch eidgenössischen) Zürchern zuvorgekommen. Der von 1440 bis 1450 dauernde Bürgerkrieg ist unter der Bezeichnung „alter Zürichkrieg“ bekannt. Er wurde wie damals viele  Fehden als Kleinkrieg geführt und traf regelmässig die Falschen, nämlich die wehrlose Landbevölkerung. Man schädigte den Gegner, indem man seine Besitzungen verwüstete und versuchte ihn so zum Einlenken zu bewegen.

Die habsburgischen und somit (kurzzeitig) mit Zürich verbündeten Thurgauer „hettindn wol mögen ruhig sin“, entschlossen sich aber, „denen von Wyl und ouch den Eidenossen abzusagen“, was ihnen aber schlecht bekam.

Die Besatzung in Wil fühlte sich durch wiederholte Übergriffe von thurgauischen Adeligen provoziert und holte Verstärkung aus der Innerschweiz.

Am Sonntagmorgen, den 5. September, „zugend 800 wolbezügter Eidgnossen hinab gen Frowenfeld  vor die Statt und verbranntend um die Statt was sie fundend, darnach zugend si im Land herum, verbranntend Mettendorf, Müllheim und andere Dörfer; als der Sturm im Land ergieng, do versamletend sich die Viend (die Feinde, damit sind die Einheimischen gemeint). Also griffen beide Teil einanderen handtlich an, und bald nahmend die Viend die Flucht; do yltent inen die Eidgenossen nach und erschluogend iro ob 300 ; und kamend der Eidgenossen drei um und ward etwa menger wund; man gewann vil Harnist, auch nam man ein merklich Raub Vech mit gen Wyl.“

Das Gefecht, das die Einheimischen so deutlich verloren, fand zwischen Müllheim und Wigoltingen statt. Noch kurz nach 1800 wurden davon Spuren gefunden, wie G. Amstein schreibt:

„In einem Acker auf dem Kirchberge, wo Metzger Wenk Reben anpflanzen liess, wurden Gebeine von Menschen ausgegraben, bei welchen verrostete Waffen lagen. Es ist kaum daran zu zweifeln, dass diese Gebeine von Kämpfern herrühren, welche im Jahre 1445 hier den Tod gefunden haben.“

Auch nach der Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen im Jahre 1460 war für Müllheim grundsätzlich immer noch die Reichenau als Grundherr bestimmend: Am 13. Juli 1488 wurden die Grenzen gegen Klingenberg bereinigt, dies unter Anleitung des Amtmannes der Reichenau.

Weitere Informationen zur Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen.

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